Leben... in Gemeinschaft

Ist Leben in Gemeinschaft eigentlich noch zeitgemäß? Das werden wir häufig von interessierten Menschen gefragt. Wir sagen: absolut! Denn Gemeinschaftsleben ist mehr als nur eine Zweck-WG. 

 

Klösterliches Gemeinschaftsleben bedeutet auf der einen Seite Übernahme von Verantwortung, Rücksichtnahme auf die anderen, Zurückstellen eigener Interessen, Aufgabenverteilung, Einhalten von Absprachen, Gütergemeinschaft, Aushalten und Mittragen dessen, was die anderen bewegt,... 

 

ABER: es bedeutet auch Gebetsgemeinschaft, Anteilnahme, gemeinsames Unterwegssein auf dem Weg zu Gott, Glaubensgemeinschaft, Freude miteinander, sich getragen wissen vom Gebet der anderen, lebendigen Austausch, anderen zuhören und selbst jemanden haben, der zuhört, Solidarität, gegenseitige Unterstützung, Vielfalt an Gaben und Talenten, gemeinsam gestaltete Freizeit,...

 

Gemeinschaftsleben durchbuchstabiert

Leben in Gemeinschaft …

  • bedeutet einen Aufbruch – raus aus den bekannten Strukturen, aus der vertrauten Umgebung hinein in das Abenteuer des Lebens, das immer wieder neue Überraschungen für uns bereithält
  • heißt Barmherzigkeit üben – immer und immer wieder
  • ist eine Chance, über sich hinauszuwachsen, zu zeigen, was in uns steckt, an unseren Aufgaben zu wachsen und zu reifen, Neues auszuprobieren, die eigenen Talente und Begabungen zu entdecken
  • ist dynamisch und abwechslungsreich, aber auch strukturiert und geplant
  • bedeutet das Bewusstsein, dass wir uns nicht gegenseitig erwählt haben, sondern dass Gott uns an diesen Ort, zu dieser Lebensform, in diese Gemeinschaft berufen hat
  • gleicht dem Leben in einer Familie – auch hier geht nichts ohne Absprachen, Aufgabenverteilung, Rücksicht und Respekt
  • zeichnet sich aus durch 3G: Gottsuche, Glaube und Gebet
  • ist Hingabe
  • ist Inspiration und Auftrag zur Weltverbesserung
  • lädt uns ein, immer wieder das Ja zu Gott und zur Gemeinschaft zu wiederholen und es jeden Tag zu leben
  • braucht Kreativität und Offenheit, um die Zeichen der Zeit zu verstehen und sie in das eigene Leben zu integrieren
  • bedeutet, das Leben gemeinsam zu gestalten: die Struktur des Alltags – das Ineinander von Gebet und Arbeit, von gemeinsamer Rekreation (Erholung) und Zeiten des Schweigens
  • bietet immer wieder die Möglichkeit, innezuhalten und das Leben neu auf Gott auszurichten
  • ist wie ein Netz, das mich unter Spannung hält, das mich trägt, wenn‘s schwer wird, das mich auffängt, wenn ich falle, das mir neuen Schwung gibt, wenn ich erschöpft bin
  • bedeutet Orientierung an Jesus Christus und Offenheit für das Wirken des Heiligen Geistes
  • ist kein Ponyhof – auch in einer Ordensgemeinschaft kann es zu Konflikten und Spannungen, zu Missverständnissen und Streit kommen
  • hat als ein Qualitätsmerkmal das Prinzip Hoffnung
  • bedeutet, mit ganzem Leben Antwort auf den Ruf Gottes zu geben
  • ist nicht frei von Spannungen – wir müssen unseren Platz finden im Spannungsfeld von Nähe und Distanz, von Freiheit und Bindung, von Hoffnung und Verzweiflung, von Alleinsein und Gemeinschaft
  • heißt gelebte Treue – auch und gerade in schweren Zeiten
  • erfordert einen sensiblen Umgang miteinander
  • fordert von uns, miteinander und füreinander Verantwortung zu übernehmen
  • heißt einander Wegbegleiter zu sein, „wie ein Herz und eine Seele auf dem Weg zu Gott zu sein“ (Augustinus)
  • heißt möglicherweise, dass ich mich X-mal über eine Mitschwester / einen Mitbruder oder über mich selbst ärgern muss
  • bedeutet nicht, dass Yoga ein verbindlicher Tagesordnungspunkt ist
  • hat ein Ziel: das Leben in Fülle, zu dem wir berufen sind

(Sr. M. Regina Greefrath)